Österreich: Sparen im Wandel der Zeit
„Spare in der Zeit, so hast Du in der Not“ – eine Redewendung, die sich die Österreicher rund um die Corona-Krise besonders zu Herzen nehmen und viel Geld auf die hohe Kante legen bzw. gelegt haben. Wie aktuelle Daten der Bank Austria und der Österreichischen Nationalbank (OeNB) belegen, ist das Geldvermögen der Österreicher auf einen (Rekord-)Wert von 556 Milliarden Euro geklettert. Wir haben das zum Anlass genommen, um das Sparverhalten der Österreicher im Langzeitverlauf näher zu analysieren.
Und der Vergleich mit den vergangenen Jahrzehnten fördert spannende Entwicklungen bei der Geldveranlagung zutage: So hat sich das Geldvermögen der Österreicher in den letzten 40 Jahren fast verzehnfacht. Waren es anno 1980 noch 61,8 Milliarden Euro, die auf Sparbüchern oder in Tresoren schlummerten oder anderweitig veranlagt waren, ist die Vermögenskurve dann rasant gestiegen: 1990 waren es bereits 145,6 Milliarden Euro, zur Jahrtausendwende 272,7 Milliarden Euro. Im Jahr 2010 kletterte das private Geldvermögen dann auf 429,2 Milliarden Euro – und aktuell sind es sage und schreibe 556,1 Milliarden Euro, die die Österreicher angespart haben. Dieser enorme Zuwachs beim Geldvermögen liegt daran, dass wir keine großen Krisen, keine Kriege durchmachen mussten und auch keine hohe Inflation hatten. Das hohe Niveau bei den Spareinlagen ist aber kein rot-weiß-rotes Phänomen: In Ländern mit schlechteren Sozialsystemen wie in Italien oder Spanien sind die Spareinlagen noch deutlich höher.
So wird veranlagt
Interessant ist auch, wie sich die Sparformen im Laufe der Jahre verändert haben. Während in den 80er-Jahren noch das klassische Sparbuch en vogue war – damals wurden 69 Prozent der Ersparnisse als Bankeinlagen angehäuft – spielten Veranlagungsformen wie Aktien und Fonds praktisch keine Rolle. Die Österreicher waren verwöhnt, mit einfachen Produkten hohe Renditen zu erzielen. Damals gab es noch Zinsen von fünf Prozent für täglich fällige Einlagen, längerfristige Veranlagungsformen wie Staatsanleihen warfen in Spitzenzeiten Anfang der 1980er-Jahre sogar mehr als elf Prozent an Zinsen ab. Heute zeigt sich mit „Mikrozinsen“ von zuletzt 0,07 Prozent für täglich fälliges Geld ein ganz anderes Bild. Rechnet man die jährliche Inflation dazu, führt das unterm Strich zu einem Kapitalverlust von jährlich 1,5 Prozent bei den Bareinlagen. Wenn man Rendite erzielen will, muss man Alternativen zum Sparbuch andenken. Viele Sparer überschätzen die tägliche Verfügbarkeit des Geldes: Keinen Ertrag zu haben, ist ein hoher Preis. Auch wenn die niedrige Inflation nicht sofort spürbar ist, frisst sie langfristig das Kapital auf.
Und trotzdem wird auch heute noch die Hälfte des Geldvermögens auf Bankeinlagen gebunkert: 50 Prozent des Sparvermögens liegen in Bareinlagen, weitere fünf Prozent werden als Bargeld gehortet. 15 Prozent des rot-weiß-roten Geldvermögens sind in Lebensversicherungen investiert, weitere zwölf Prozent in Fonds. Neun Prozent des Geldes liegen in Pensionskassen, weitere je fünf Prozent sind in Anleihen bzw. Aktien veranlagt.
Höhere Ertragschancen
Bei der Wertpapierveranlagung zeigen sich die Österreicher noch immer zurückhaltend. So bleibt viel Geld unverzinst liegen. Oft liegt es daran, dass sich die Menschen mit Finanzen nicht gut genug auskennen und sich eine Investition in Wertpapiere nicht trauen. Zudem haben Aktien immer noch den Geruch von Spekulation. Es wird groß über Verluste berichtet, aber weniger über die Gewinne, die damit erzielt werden können. Und daher stehen viele Sparer vor der Frage, wie sie ihr Geld sinnvoll veranlagen können, ohne dabei ein hohes Risiko einzugehen.
Was die Zinsen für Sparer betrifft, sehen wir auch für die nächsten Jahrzehnte wenig Licht. Der Finanzmarkt geht davon aus, dass es in den nächsten 30 Jahren keine Zinsen für kurzfristige Veranlagungen geben wird. Dennoch wird weiter fleißig gespart: Die Sparquote – der Anteil des verfügbaren Einkommens, der nicht in den Konsum gesteckt wird – liegt aktuell bei 8,2 Prozent.
Foto: © Pixabay | Bru-nO
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